"Die Natur bleibt auf der Strecke!"

03.01.2023

Zurzeit ringen die Deutsche Bahn, Wirtschaft und Politik um eine Steigerung der Kapazitäten im Hafenhinterlandverkehr auf dem Schienenweg. Dabei werden Vor- und Nachteile einzelner Trassenabschnitte anhand des Deutschlandtaktes, dem Personenfern- und Nahverkehr sowie dem Güterverkehr, an Ausweichstrecken, an Kapazitäten, an Bauzeiten und primär an menschlichen Betroffenheiten kontrovers diskutiert.

 

Wir stellen dabei fest, dass im politischen Diskurs vor allem die Natur sprichwörtlich „auf der Strecke bleibt“.

Enttäuscht sind wir hier auch vom Landkreis Lüneburg, der den Bahnausbau zur Chefsache gemacht hat und dafür letztens zu einem Spitzentreffen hinter verschlossenen Türen geladen hatte. Doch eingeladen waren nur Beteiligte und betroffene Verwaltungen, Politiker aus Bund und Ländern sowie Experten. Es bleibt ein Geheimnis des Veranstalters, warum Vertreter für den Naturschutz entweder vergessen worden sind oder gar bewusst herausgehalten wurden.

 

Laut unserem 1. Vorsitzenden, Thomas Mitschke braucht der gesamte Diskurs um den Bahnausbau endlich wirkliche fachliche Tiefenschärfe. „Es ist geradezu unerträglich, dass die Existenz des Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven geradezu ignoriert wird. Die Kapazitäten dieses Hafenstandortes mit seinem Container Terminal im JadeWeserPort, Deutschlands einzigem Tiefwasser-Terminal für Großcontainerschiffe der kommenden Generationen sind bisher noch nicht vollständig ausgelastet.“

 

 Hier sind mit dem Fokus auf die massiven Probleme in Hamburg unverzüglich Planungen für die zweite Ausbaustufe anzugehen.

 

Mitschke verweist hierbei auf die Elbvertiefung in Hamburg, welche mit knapp 800 Millionen Euro eines der aufwendigsten Infrastrukturprojekte war und jetzt auf Grund der erschreckend massiven Schlickprobleme geradezu verpufft. Große und schwere Schiffe müssen Ladung stehen lassen oder auf der Elbe quasi im Einbahnstraßensystem auch noch zickzack fahren. Dazu kommen die jährlichen exorbitant hohen Kosten in Millionenhöhe für die Umsetzung zukünftiger hamburgischer Elbschlickpläne.

 

 Warum hier alle Fakten quasi unter den Tischfallen, bleibe ein Rätsel.

 

 

„Reelle Chancen für die Zukunft liegen allein in Wilhelmshaven, keinesfalls in Hamburg!“ so unser NABU-Kreisvorsitzende. Von daher ist der Hafenhinterlandverkehr primär vom einzigem Tiefwasser-Terminal in Wilhelmshaven aus zu planen und massiv auszubauen.

 

 Mit Verwunderung nehmen wir zur Kenntnis, dass weder Bahn, Wirtschaft und Politik den Ausbau des  Fehmarnbelt auf dem Zettel haben. Hier wird ein 18 Kilometer langer, kombinierter Straßen- und Eisenbahntunnel, der das schleswig-holsteinische Festland mit der Insel Fehmarn verbinden soll, gebaut. Diese enthalten auch zwei Bahngleise, die Verkehrsfreigabe soll schon 2029 erfolgen. Diese neue Anbindung wird schon in wenigen Jahren den Schienenverkehr in Richtung Süden entscheidend mitprägen. Mit Sicherheit wird man auch hier nicht nur nach Hamburg sondern auch die kürzeste Strecke Lübeck-Lüneburg-Hannover einbinden.

 

 

Wir zweifeln an, dass ein eingefordertes, zeitnahes Raumordnungsverfahren in der Sache überhaupt hilfreich ist. Dieses soll bekanntlich die Übereinstimmung des konkreten Vorhabens mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung und der Landesplanung überprüfen. Dafür müsste aber die Landesplanung auch auf dem neuesten Stand sein (Ausbau Tiefwasserhafen Wilhelmshaven, Fehmarnbelt-Tunnel).

 

Sämtliche momentanen Bemühungen aus verschiedensten Interessenlagern, vermeintliche potentielle Bedrohungen oder Gefahrenlagen nach dem Sankt-Florian-Prinzip nicht zu lösen, sondern auf andere zu verschieben, ist absolut verantwortungslos. In diesem Kontext muss endlich Verantwortung für die nachfolgenden Generationen übernommen werden.

 

Bei allen möglichen Varianten, auch beim möglichen Ausbau an der A7, kollidiert oder zerschneidet man auch FFH- und Naturschutzgebiete. Großräumig sind aber auch und vor allem wertvolle Landschaftsschutzgebiete betroffen. 

 

Der NABU Lüneburg fordert die Deutsche Bahn, Wirtschaft und die Vertreter aus der Politik auf, endlich eine allumfassende faktenbasierende Analyse vorzunehmen und dabei nicht nur menschliche Bedürfnisse und Befindlichkeiten im Blick zu haben.